Deutsche Schule Sankt Petri Kopenhagen arbeitet Vergangenheit auf
Wie verhielt sich die Deutsche Schule Sankt Petri in Kopenhagen in der Nazizeit? Die bisherige offizielle Geschichtsschreibung, nach der die Schule durch "klugen Widerstand der Schulkommission und der Kirche der Gleichschaltung entkommen" sei, wurde damals durch das Buch "Landesgruppe Dänemark", grundlegend in Frage gestellt. Demnach sei die Schule eine "Nazi-Brutstätte" an der jüdische Kinder in den 1930er Jahren schikaniert und bedrängt worden waren, damit die Schule "judenfrei" wurde. Die Schulkommission beschloss daraufhin, die Position der Schule während der deutschen Besatzungszeit wissenschaftlich zu untersuchen und lud Dr. Jacob Halvas Bjerre vom Dänischen Nationalmuseum und weitere Expertinnen und Experten zur Teilnahme an einer unabhängigen Forschungskommission ein.
Eindeutiges Fazit
Das Fazit der Historikerkommission in ihrem Buch "Den tyske skole og besættelsen" (Die deutsche Schule und die Besatzungszeit) ist eindeutig: "Die Sankt Petri-Schule erlebte einen langsamen, aber konsequenten Nazifizierungsprozess in so gut wie allen Bereichen
", wie "Der Nordschleswiger" in seiner Onlineausgabe vom 8. November über die Buchpräsentation berichtet. Das bestätigt auch die 99-jährige Jüdin Bella Katznelson, die ab 1932 die Deutsche Schule besuchte und die an der Buchpräsentation aktiv teilnahm. Sie habe zwar als kleines Mädchen nicht alles verstanden, habe aber dennoch die allmähliche Nazifizierung der Schule mitbekommen. Ihre Eltern nahmen sie 1934 von der Schule, wie es im "Nordschleswiger" heißt.
Die Forschenden stellten fest, dass die Schule wesentlich stärker von den Nationalsozialisten beeinflusst wurde, als die bisherige Geschichtsschreibung den Eindruck erweckt hat. Die Wahrnehmung der Schule in dieser Zeit muss geändert und die Narrative müssen revidiert werden.
"Es gibt aber auch eine reale Grundlage für die bisherigen Darstellungen, nämlich dass sich einige Menschen gegen die nationalsozialistischen Vorstellungen und Wünsche für die Schule gewehrt haben und dabei erfolgreich waren, was aber in der Geschichtsschreibung zu einer so dicken Putz-Schicht geworden ist, dass die tatsächlichen Ereignisse bisher verzerrt dargestellt worden sind
", erklärt der frühere Verwaltungsleiter der Schule Mogens Kristensen.
Erinnern für die Gegenwart
Während des Forschungszeitraums und darüber hinaus haben sich auch die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema beschäftigt. Von 2019 bis 2021 nahm die Schule gemeinsam mit rund 60 anderen Deutschen Auslandsschulen an dem vom Auswärtigen Amt finanzierten Großprojekt "Erinnern für die Gegenwart" teil. Neben Präsentationen der Rechercheergebnisse und der Erstellung von Unterrichtsmaterial brachte die Schule eine Gedenktafel auf dem Schulhof an, die den ehemaligen jüdischen Schülern gewidmet ist, die auf der Flucht vor oder im Holocaust ums Leben kamen.
Heike Toledo, Leiterin der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA), lobte während der Buchpräsentation am 6. November die Schule für ihre offene Auseinandersetzung: "Die Sankt Petri Schule zeichnet sich dadurch aus, dass sie die einzige der Deutschen Auslandsschulen ist, die sich in wissenschaftlicher Arbeit intensiv mit den inneren Verhältnissen der damaligen Zeit auseinandergesetzt hat. Sie stellt damit ein herausragendes Beispiel für andere Schulen dar.
"
Den vollständigen Artikel von Mogens Kristensen lesen Sie anbei.
Quelle: Mogens Kristensen, früheren Verwaltungsleiter der Sankt Petri Schule Kopenhagen
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Stand 20.11.2023