Bereichernder Blick über den Tellerrand

Ich habe mich für den Auslandsschuldienst beworben, da ich meine Auslandserfahrungen aus dem Studium vertiefen wollte und es schon immer sinnvoll fand, über den eigenen Tellerrand zu schauen, neue Erfahrungen zu sammeln und den eigenen Horizont zu erweitern. Da meine Auslandsaufenthalte während des Studiums immer nur die Dauer einiger Monate hatten, reizte mich nun die Möglichkeit für mindestens drei Jahre in eine andere Kultur "eintauchen" zu können, als Lehrerin an der Deutschen Schule Helsinki.

Insgesamt wurden meine Erwartungen durchaus erfüllt. Auch wenn die finnische Kultur auf den ersten Blick der deutschen sehr gleicht, zeigen sich doch auch viele Unterschiede, wenn man tiefer dahinter blickt. Die unterschiedlichen Begegnungen und den Austausch empfinde ich nach wie vor als bereichernd. Anders als erwartet, war allerdings die Feststellung, dass man als Lehrerin einer Deutschen Auslandsschule vor allem Teil der "deutschen Blase" ist, was allein schon durch die Aufgabe geprägt ist, die deutsche Sprache und Kultur zu vermitteln, aber auch dadurch, dass die Arbeitszeit eine höhere ist. Dadurch bleibt ein wirkliches "Eintauchen" in die andere Kultur auf die knapper bemessene Freizeit beschränkt und ist nur eingeschränkt möglich.

Bilder aus Finnland

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Das zugefrorene Meer vor Helsinki im Winter Das zugefrorene Meer vor Helsinki im Winter Quelle: Vera Wolff

Ich bin alleine ausgereist und wurde in meiner neuen Umgebung sehr gut aufgenommen. Zum einen hatte ich von Anfang an einen sehr guten Kontakt zu den vier weiteren Auslandsdienstlehrkräften (ADLK), die mit mir begonnen hatten, so dass wir uns gegenseitig viel unterstützten und nicht nur die ersten Wochen gemeinsam erleben durften. Aber auch seitens der Schule gab es eine gute Unterstützung, da einerseits das Sekretariat und die Verwaltungsleiterin der Schule schon im Vorhinein wichtige Informationen schickten und andererseits ein Kollege mein persönlicher Mentor war, den ich schon vor meiner Ausreise aus Deutschland jederzeit ansprechen konnte. Zudem organisiert die Schule vor Beginn des Unterrichts am Ende der Sommerferien eine zweitägige Infoveranstaltung für alle neuen Kolleginnen und Kollegen. Insgesamt ist das Kollegium sehr offen und hilfsbereit.

Gute und konstruktive Zusammenarbeit im Kollegium

An einem typischen Arbeitstag habe ich morgens zur ersten Stunde um 8 Uhr Unterricht. In der Regel habe ich täglich etwa fünf bis sechs Stunden Unterricht, die je nach Tag am Stück oder aber auch mit einigen Freistunden dazwischen auf den Tag verteilt sind. Da ich in der Schule einen guten Arbeitsplatz und Arbeitsmöglichkeiten habe, kann ich fast alle anfallenden Arbeiten in der Schule erledigen. Durch meine Aufgabe als DaF-Koordinatorin habe ich neben einigen Verwaltungs- und Organisationsaufgaben, auch regelmäßige Teamtreffen in der Schule und häufig auch verschiedene Termine, die tagsüber anstehen, wie zum Beispiel Testungen von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern oder Treffen mit dem örtlichen Netzwerk der deutschsprachigen Institutionen etc. In der Regel bin ich so jeden Tag bis etwa 16 oder 17 Uhr in der Schule. Natürlich gibt es auch Tage, an denen weniger oder auch mehr ansteht.

Sehr positiv überrascht hat mich an meiner neuen Schule die gute und konstruktive Zusammenarbeit im Kollegium. Viele Dinge und Entwicklungen werden engagiert und mit einer sehr positiven Einstellung angegangen. Zudem ist die technische Ausstattung erstklassig: In jedem Raum gibt es interaktive Tafeln und Dokumentenkameras. Die Schülerinnen und Schüler bekommen ab Klasse 7 Tablets und auch die Lehrkräfte bekommen Laptops von der Schule gestellt. Daher ist auch die Digitalisierung auf einem sehr hohen Niveau. Das betrifft sowohl den Unterricht als auch den Bereich der Verwaltung und die alltägliche Zusammenarbeit. Außerdem ist es möglich Online-Unterricht zu machen und Konferenzen online durchzuführen. Daneben ist aber auch die personelle Aufstellung der Schule sehr gut, da es zum Beispiel ein ganzes Team, bestehend aus Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen, der Schulsozialarbeiterin, der Schulpsychologin und der Studienberatung, gibt, das jederzeit zur Unterstützung bereitsteht. Spannend ist auch das Nebeneinander von Tradition und Innovation an der Schule, was teilweise durch die Tatsache bestimmt ist, dass sich das deutsche und das finnische System begegnen.

Leben in Finnland

Das Leben in Finnland ist geprägt von einer sehr hohen Lebensqualität. Zum einen gibt es immer das Nebeneinander von städtischem Leben und Natur. Zum anderen fällt sehr positiv ins Gewicht, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter sehr weit vorangeschritten ist und das Land eine sehr niedrige Kriminalitätsrate aufweist. Das Miteinander ist sehr entspannt und freundlich und auch das Stadtleben nicht hektisch.

Insgesamt ermöglichte mir mein Aufenthalt in Finnland viele schöne neue Erfahrungen und Begegnungen. Sehr bereichernd sind der Blick über den Tellerrand und die vielfältigen Möglichkeiten sich selbst weiterzuentwickeln.

Vera Wolff

Vera Wolff ist seit dem Jahr 2015 als Auslandsdienstlehrkraft an der Deutschen Schule Helsinki. Sie unterrichtet die Fächer Deutsch, Deutsch als Fremdsprache und Geschichte und übernahm die Koordination des DaF-Bereichs.

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Stand 14.04.2021