Bund-Länder-Inspektion (BLI)

Deutsche Schulen im Ausland werden in ihrer Qualitätssicherung und -entwicklung durch die Bund-Länder-Inspektion (BLI) unterstützt. Die BLI nimmt systematisch und datengestützt Einsicht in die Arbeit der Auslandsschulen. Die Verfahren und Instrumente der BLI wurden von einer Bund-Länder-Projektgruppe in enger Kooperation mit der Niedersächsischen und Nordrhein-Westfälischen Schulinspektion unter wissenschaftlicher Begleitung entwickelt.

Das System der Deutschen Auslandsschulen zeichnet sich durch große Vielfalt und  hohe Eigenverantwortung der Einzelschule aus. Das Auslandsschulqualitätsmanagement (AQM) hat dabei die Aufgabe, für Gleichwertigkeit in der Gestaltungsvielfalt zu sorgen. Die Fördernden Stellen (das Auswärtige Amt, die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, die Länder der Bundesrepublik Deutschland) setzen unter Einbindung der Verantwortlichen in den Deutschen Auslandsschulen die Qualitätsstandards. Eine systematische Bewertung auf der Basis eines zuvor entwickelten Qualitätsprofils durch ausgebildete Inspektorinnen und Inspektoren stellt fest, inwiefern die Qualitätserwartungen erfüllt werden. Rechenschaftslegung und Bewertung sind notwendig, da die Bundesrepublik beträchtliche Haushaltsmittel einsetzt. Qualitätsfeststellungen der BLI geben darüber hinaus wichtige Impulse für die Schulentwicklung. Inspektionsergebnisse stellen sowohl der Einzelschule als auch den Fördernden Stellen Steuerungswissen zur Verfügung.

Markenzeichen Deutsche Auslandsschule

Das AQM sichert die Qualität des Markenzeichens "Deutsche Auslandsschule" (DAS). Dies bedeutet aber auch, dass nur solche Schulen zu diesem Kreis gehören können, die dem Qualitätsverständnis für Deutsche Auslandsschulen entsprechen und ein deutsches oder in Deutschland anerkanntes Schulziel (mittlere Bildungsabschlüsse, Allgemeine Hochschulreife, Gemischtsprachiges Internationales Baccalaureate und berufliche Qualifikationen) sowie ein entsprechendes deutschsprachiges Unterrichtsprogramm anbieten.

Die Schulinspektionen werden gemeinsam von Bund und Ländern durchgeführt. Die Organisation liegt in den Händen der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA). Im Auslandsschulwesen erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen beider Partner führen die BLI durch. Alle Inspektorinnen und Inspektoren durchlaufen eine spezifische Schulung. Die BLI stellt die Schulqualität im Rahmen einer mehrtägigen Inspektion fest. Die Evaluationsbereiche und die Inspektionswerkzeuge sind im geschützten Bereich dieser Internetseite veröffentlicht.

Im Vorfeld des Schulbesuchs analysiert das Inspektionsteam zuvor eingereichte Schuldaten und Dokumente. Die Schulleitung informiert einige Wochen vor dem Inspektionstermin auf einer schulöffentlichen Veranstaltung die Schulgemeinschaft über das Inspektionsverfahren, um größtmögliche Transparenz zu gewährleisten.

Im Zentrum der Inspektion stehen Unterrichtsbesuche bei möglichst vielen Lehrkräften. Dabei haben Erfahrungen ausländischer und inländischer Inspektionen gezeigt, dass es ausreicht, jeweils nur eine halbe Unterrichtsstunde zu hospitieren. Wichtig ist der Hinweis, dass nicht die unterrichtliche Kompetenz der einzelnen Lehrkraft festgestellt, sondern das Unterrichtsprofil der Schule als Ganzes erfasst wird. Deshalb erhalten die Lehrkräfte auch keine individuellen Rückmeldungen. Festgestellt wird allein: So ist der Unterricht an dieser Schule!

Neben der Analyse von Dokumenten und den Unterrichtsbesuchen sind leitfadengestützte Interviews mit allen am Schulleben beteiligten Gruppen sowie bei Erstinspektion bzw. im Falle deutlicher baulicher Veränderungen ein Schulrundgang die wesentlichen Informationsquellen der Inspektoren.

Interview mit Schülerinnen und Schülern Interview mit Schülerinnen und Schülern Quelle: GISSV Oktober 2019

Entwicklungspotenziale offen legen

Am Ende des Schulbesuchs erhalten schulischen Verantwortlichen und die Schulöffentlichkeit eine datengestützte Auswertung sowie eine mündliche Rückmeldung zum Verständnis der Ergebnisse. Einige Wochen später erhält die Schule den schriftlichen Inspektionsbericht. Im Bericht werden datenbasiert sowohl besondere Stärken der Schule als auch Entwicklungsfelder aufgezeigt. Damit die Schulinspektion wirksam werden kann, müssen alle am Schulleben Beteiligten sich mit den Ergebnissen auseinandersetzen. Schlussfolgerungen finden Eingang in den schulischen Aktionsplan. Die zuständigen Regionalbeauftragten und KMK-Beauftragten sowie die Prozessbegleiterinnen und Prozessbegleiter erhalten den Inspektionsbericht zur Kenntnis u. a. mit dem Ziel, die Schulen bei der Entwicklung eines Aktionsplanes beratend zu unterstützen.

Auch die Inspektion wird evaluiert: Der Schule wird mit dem abschließenden Inspektionsbericht ein Feedbackbogen zur BLI übermittelt. Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und sonstigen Mitarbeitenden sollen dabei möglichst in den Feedbackbogen einfließen. Diese wertvolle Rückmeldung dient der Evaluation der BLI und trägt somit zur Qualitätssicherung und zur weiteren Verbesserung des Verfahrens bei.

Zweiter Inspektionszyklus seit 2014

Im Jahr 2013 wurde der erste sechsjährige Inspektionszyklus abgeschlossen. Alle Deutschen Schulen im Ausland wurden erfolgreich inspiziert. Seitdem werden die Schulen im zweiten BLI-Zyklus inspiziert. Das Qualitätsverständnis blieb auf der Basis des Qualitätsrahmens für Deutsche Schulen im Ausland unverändert. Weiterentwickelt wurden hingegen Instrumente und Verfahren auf der Basis der Erfahrungen aus dem ersten Zyklus. So erhalten nun die Lehrkräfte am Ende einer Inspektion eine vertiefte Rückmeldung zur festgestellten Unterrichtsqualität und können bereits am letzten Inspektionstag damit beginnen, an einer weiteren Verbesserung des Unterrichts zu arbeiten.

Lehrkräfte Workshop BLI 2.0 Lehrkräfte Workshop BLI 2.0 Quelle: GISSV Oktober 2019

Außerdem wurden zusätzliche optionale Profilmerkmale eingeführt. Diese berücksichtigen die besonderen Schulstrukturen, wie z.B. ein Merkmal zum Gemischtsprachigen Internationales Baccalaureate (GIB), oder setzen bewusst Entwicklungsimpulse, wie das Merkmal "Inklusiv arbeiten".

Insgesamt hat die Bund-Länder-Inspektion hohe Anerkennung in den Schulen gefunden und gilt auch bundesweit zusammen mit dem AQM als wegweisend für ein wirksames schulisches Qualitätsmanagement.

Ausblick auf den dritten Inspektionszyklus ab 2021

Zurzeit entwickelt eine Bund-Länder-Projektgruppe im Auftrag der ZfA Verfahren und Instrumente für die Bund-Länder-Inspektion 3.0. Die Expertise von Schulleitungen, Vorständen und Verwaltungsleitungen fand Eingang in die Konzeption der BLI 3.0. Im Jahr 2021 wird das neue Verfahren pilotiert und kommt anschließend in allen Schulen regelhaft zum Einsatz.

Grundlage ist das weiterentwickelte Qualitätsverständnis, wie es im Orientierungsrahmen Qualität für Deutsche Schulen im Ausland dargestellt ist .

Aus diesem Orientierungsrahmen wurde ein Qualitätsprofil abgeleitet, das wie auch bisher Qualitätskriterien beinhaltet, deren Erfüllung die Voraussetzung, für die Verleihung oder Erneuerung des Gütesiegels "Exzellente Deutsche Auslandsschule" ist. Dieses Qualitätsprofil ist im internen Bereich für Schulleitungen, Verwaltungsleitungen und Vorstände dieser Internetseite einsehbar.

Bei der BLI 3.0, wird – wie auch im Orientierungsrahmen – jede Schule noch stärker als bisher als systemische Einheit betrachtet, in der die pädagogischen und die nicht-pädagogischen Bereiche sich gegenseitig beeinflussen und damit auch umfassend unter Berücksichtigung des schulischen Verwaltungs- und Ressourcenmanagements inspiziert werden.

Das neue Verfahren unterstreicht den dialogischen Ansatz: Mitglieder von Schulleitungen, Vorständen und Verwaltungsleitungen werden stärker als bisher in die Qualitätsermittlung und in die Interpretation der Inspektionsergebnisse einbezogen. So findet vor der Rückmeldung ein Abgleichgespräch zwischen Schulleitung und Inspektion statt, in dem Sichtweisen beider Seiten auf Qualitätsfeststellungen abgeglichen werden. Am letzten Inspektionstag setzen sich Vorstände, Schulleitung, Verwaltungsleitung und die Inspektorinnen und Inspektoren gemeinsam in einem "Rückmeldung und Auswertungsdialog" genannten Format mit dem Inspektionsergebnis auseinander.

Ziel dieses Ansatzes ist mehr Verständnis auf Seiten der Schule für das Ergebnis, optimalerweise einen hohen Grad an Einverständnis mit dem Ergebnis und damit eine höhere Wirksamkeit für die qualitative Weiterentwicklung der Schulen zu erreichen.

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Stand 14.03.2018